Über mein erstes Kinderbuch „Lotta und Klicks“

ein Kinder-Mitmach-Buch zum Nachdenken über digitale Medien in der frühen Kindheit

Morgenkreis in der Kita. Die Kinder setzen sich auf ihre kleinen, bunten Stühle in den Kreis. In der Mitte kniet Frauke, die Erzieherin. Vor ihr aufgeklappt liegt ein Buch. „Warum liegt da ein Buch, Frauke?“ fragt Mehmet, „Sonst erzählen wir uns doch immer, was wir so am Wochenende gemacht haben?“. Darauf stimmen auch Jana und Florian ein. Frauke lächelt und klappt das Bilderbuch auf. „Dieses Buch, ihr Lieben. Ist die Geschichte von der kleinen Lotta und ihrem Hund Klicks … die beiden erleben ganz schön spannende Abenteuer mit und ohne Smartphone. Am Ende des heutigen Morgenkreises lese ich Euch gerne daraus vor. Erstmal möchte ich aber, dass ihr Euch diese Doppelseite hier anschaut … Lotta sieht auf das Smartphone und überlegt, ob sie damit spielen möchte oder nicht? Wie ist das eigentlich bei Euch zu Hause …“

So oder so ähnlich begannen viele Lesungen in der Kita. Entweder vom Autor selbst oder von eine:r Erzieher:in wurde da hier vorgestellte Kinder-Mitmach-Bilderbuch „Lotta und Klicks“ eingesetzt. Als kindgerechtes, niedrigschwelliges Präventionswerkzeug mit einem spielerischen Zugang und eine spannende Vorlese-Mitmach-Geschichte, die zu einer gemeinsamen Lesezeit einlädt.

Digitale Medien und virtuelle Kommunikation sind aus unserem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Heranwachsende kommen heutzutage automatisch bereits früh mit ihnen in Kontakt, etwa wenn sie Smartphones oder Tablets ihrer Eltern, größerer Geschwister oder Freunde nutzen. Diese Umständen stellen Pädagogik und Prävention vor neuen, besonderen, Herausforderungen. Wie können Kinder in der frühen Kindheitsphase (0-6 Jahren) in ihrem mediatisierten Heranwachsen begleitet und präventiv unterstützt werden?

Im Rahmen des Modellprojekts „DigiKids“ der HLS und der Techniker Krankenkasse entstand dafür das Kinderbilderbuch „Lotta und Klicks“. Ziel war es, ein Werkzeug gem. § 20 g SGB V zur Entwicklung und Erprobung neuer Präventionsmaßnahmen bereitzustellen, dass die Zielgruppe(n) auch wirklich anspricht, sie wirklich erreicht. Hier sollen Kinder in einer Lebensphase erreicht werden, in der gesundheitsförderliche Erlebens- und Verhaltensweisen entscheidend beeinflusst und geprägt werden können. In dieser Lebensspanne werden Grundlagen geschaffen, die es Kindern ermöglichen, selbstwirksame und selbstregulatorische Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Medien zu erlangen und zukünftig weiter auszubilden.

Um Digitalkompetenz und damit auch eine Alltags- und Lebenskompetenz der Kinder frühzeitig und zielgerichtet zu fördern, bedarf es geeigneter Präventionsansätze. Für die Zielgruppe der Kinder in der frühen Kindheit, bedeutet dies, dass die Lebenswelttrias in ihrer Gesamtheit anerkannt und mitbedacht werden muss. Die Lebenswelt von Kindern in den ersten Lebensjahren wird v.a. durch die drei maßgeblichen institutionellen und/oder personellen Faktoren Kind (1), Kindergarten/Krippe/Hort/Kita etc.(2.) und der Familie (3) geprägt. Kinder stehen hier weniger in einem autonomen, selbstbestimmten Verhältnis, sondern sind i.S.d. Modelllernens (Badura) von ihren Role-Models abhängig. Eine geeignete Präventionsmaßnahme muss daher also, sowohl Erwachsene (meist Eltern, Pädagog:innen), als auch Kinder ansprechen.

Eine gelingende (Medien)Prävention beschränkt sich dabei nicht nur auf das Vermitteln von anwender:innen- oder gerätespezifischen Wissens, sondern behandelt auch Inhalte, wie etwa die intellektuelle und emotionale Verarbeitung von digital-medialen Impulsen. Dabei soll vor allem ein dialogischer Mediengebrauch und nicht ein linearer Medienkonsum im Zentrum stehen. Digitalkompetenz beschränkt sich, nach eigenem Verständnis, dabei nicht nur auf das Wissen, wie ein Gerät sachgemäß bedient wird. Vielmehr wird dem Verständnis der Kultur der Digitalität (Stadler) gefolgt.

In der bundesdeutschen Präventionslandschaft wird dieser Themenkomplex jedoch immer noch unterrepräsentiert behandelnd und im vorschulische Bereich nahezu überhaupt nicht beachtet. Präventionsangebote für Kinder setzen meist ab der weiterführenden Schule an. Einige wenige Angebote werden für die Grundschule vorgehalten. In vielen Familien sind digitale Reize durch Smartphone und Tablet dabei aber ständig präsent (KIM- / JIM-Studie 2018). Vor allem durch die miniKIM Studie wurde deutlich, dass schon jedes vierte Kind im Alter zwischen vier und fünf Jahren Kontakt mit digitalen Medien hat. Aktuellere Studien fehlen im deutschsprachigen oder kulturell vergleichbaren Raum für eine umfassende Betrachtung. Auch vor diesem Hintergrund ist es auch ein Anliegen dieses Kinderbilderbuches ein bedarfsgerechtes Diskursangebot zu schaffen.

Für Kinder darf idealerweise digital und analog spielerisch und natürlich miteinander verbunden sein. Digitale Medien und die Nutzung der entsprechenden Endgeräte sollen ein dialogisches Medienerleben, statt einem linearen Medienkonsum fördern. Dadurch werden Kinder dahingehend befähigt, sich in digitalen Erlebnisräumen souverän bewegen zu lernen.

„Es gibt nicht die analoge und die digitale Welt – für uns und unsere Kinder gibt es eine Lebensrealität, die beides beinhaltet.“

Damit wir Digitalkompetenz und Medienresilienz frühzeitig und zielgerichtet fördern und begleiten können, braucht es bedarfsorientierte, zielgruppenadäquate und passgenaue Präventionsansätze. Ein Kinderbilderbuch schließt also eine Lücke, die traditionelle Präventionskonzepte (für die besondere Zielgruppe) nicht leisten können. Viele klassische Präventionsmittel (Flyer, Postkarten, …) schließen Kleinkinder sogar explizit aus und adressieren vielmehr ausschließlich die Eltern oder die mit der Erziehung betrauten Personen. Für Eltern gibt es zwar eine Fülle an Ratgebern und Präventionsbroschüren, der Umfang und die Form der Aufbereitung sind jedoch für viele Familien nicht alltagsgerecht oder haben einen zu hochschwelligen Ansatz. In eben dieser Lücke positioniert sich das Kinderbilderbuch „Lotta und Klicks“. Beim Vorlesen des Buches kommen Erwachsene und Kinder spielerisch und freudvoll über das mediale Klima innerhalb der Familie in den Austausch. Ferner sind innerhalb des Buches Anspielungen für die elterliche Selbstreflexion des digitalen Medienumgangs eingebaut.

„Wir rufen gesellschaftlich nach digitalkompetenten Kindern. Dafür braucht es aber ersteimal digitalkompetent Erwachsen, die als Rollenvorbilder etwas taugen.“

Das Buch besteht zudem aus verschiedenen Ebenen, die den (Vor)Lesenden die Möglichkeit geben, sich mit medienpädagogischen Fragestellungen altersentsprechend und spielerisch auseinanderzusetzen. Darüber hinaus nehmen sie direkt – durch Mitmach-Elemente – am Fortlauf der Geschichte teil. Hier spricht das Buch eine Einladung aus, die auf für den kindlichen Mediengebrauch zu übersetzen ist: Ein Herauslösen aus der Rolle der linearen Konsument:innen und hin zu einer Rolle des kreativ Gestaltenden. Dabei hat „Lotta und Klicks“ verschiedene Einsatzmöglichkeiten. Es eignet sich für den pädagogischen Einsatz in der Kindertagestätte, ebenso wie im familiären Kontext. Neben einer kindgerechten und pädagogisch hochwertigen Aufbereitung des Themenfeldes „Digitale Medien bei Kindern in der frühen Kindheit“, sind die Doppelseiten so konzipiert, dass sie als Gesprächsimpuls z.B. in einem Morgenkreis (s. Eingangstext) oder einer Kinderkonferenz in der Kita einfach eingesetzt werden können. Die Illustrationen laden, abseits der textlichen Geschichten, dazu ein, mit Kindern über Digitale Medien in den Austausch zu kommen.

Mögliche Austauschfragen:

  1. Mit dem Smartphone kann mal viel mehr machen, als einfach nur zu telefonieren. Was weißt Du denn schon, was man mit einem Smartphone noch alles so machen kann?
  2. Wie ist das bei Dir zu Hause? Hast Du ein Smartphone oder ein Tablet schon mal in den Händen gehalten? Und wenn ja, wann?
  3. Was machst Du mit dem Smartphone oder dem Tablet?
  4. Lotta überlegt am Ende, was sie lieber machen möchte: Mit dem Hund Klicks spielen oder mit Papas Smartphone? Für was würdest Du dich entscheiden?

Aber auch im familiären Kontexten hat das Buch seinen Platz. Gerade in einer digitalisierten Gesellschaft, ist das Vorlesen eine immens wichtige und nicht zu hoch zu bewertende Maßnahme für eine gedeiliche Kindesentwicklung. Laut der Vorlesestudie 2019, lesen 32% der Eltern in Deutschland ihren Kindern wenig bis gar nicht vor.

Warum Vorlesen so wichtig ist?

• Vorlesen ist die Grundlage für eine gute Lesekompetenz • Konzentrationsfähigkeit wird gestärkt • Kreativität wird gefördert • Kognitive Fähigkeiten werden weiterentwickelt • Soziale und emotionale Kompetenzen werden ausgeprägt

„Vorlesen bedeutet immer auch gemeinsame, entschleunigte Qualitätszeit bei ungeteilter Aufmerksamkeit.“

Das Kinderbilderbuch „Lotta und Klicks“ verfolgt dabei einen hybriden Ansatz. Es ist lustvolles Vorlesewerk, es ist kreatives Mitmach-Abenteuer und eine zielgruppenspezifische, lebensrealitätsnahe Präventionsmaßnahme.


Über das Buch:

Montagmorgen bei Lottas Familie: Alle trödeln herum, Papa muss dringend noch E-Mails beantworten und drückt Lotta und ihrem kleinen Bruder Lukas so lange das Smartphone in die Hand. Nicht mal Familienhund Klicks kann die beiden ablenken, so vertieft sind sie in die digitale Welt. Über Homeoffice und Smartphone-Beschäftigung vergessen alle die Zeit. Nur Klicks nicht. Als sie dann doch noch, kurz vor knapp, in die Kita fahren, passiert es: Klicks geht verloren! Wie finden sie den Hund nun wieder? Lotta ist untröstlich. Kann da eine App auf Papas Handy helfen oder braucht es dafür etwas anderes? Diese Geschichte ist ein Mutmacher für Fantasie und erzählt von Lotta, die mit einem Lachen lernt, über den Bildschirmrand von Papas Smartphone hinauszublicken.

Link zum Buch: https://www.oetinger.de/buch/lotta-und-klicks/9783789113512

Infos zum Buch: Altersempfehlung: ab 4 Jahren ISBN: 978-3-7891-1351-2 Erscheinungstermin: 23.09.2019 Seiten: 28 Verlag: Verlag Friedrich Oetinger